Verfasst von: Dr. Who | 5.12.11

170 | Sehr nahe am Bank Run

Es wird immer deutlicher: Die Intervention der Notenbanken in der vergangenen Woche war eine Panik-Aktion. Der Euro-Dollar Basis Swap schnellte auf 1,6% hoch – eine Zahl, bei der jeder Banker das Herzflattern bekommt. Der Grund: Die Kapitalflucht aus den europäischen Banken hat sich dramatisch beschleunigt.

Die Überflutung der “Märkte” mit Dollars in der vergangenen Woche hatte nicht, wie von mehreren Seiten spekuliert, die bevorstehende Pleite einer europäischen Bank als Ursache (mehr hier). Die Ursache war vielmehr der bevorstehende Kollaps des ganzen Bankensystems. Der Beleg dafür ist die Höhe des sogenannten Euro-Dollar Basis Swaps. Er schoss kurz vor dem Eingreifen der Notenbanken auf 1,6%. Dieser Wert gibt an, wie viel die Banken zahlen müssen, um ihre Euro in Dollars zu konvertieren. Seit der Lehman-Pleite im Oktober 2008 hatte der Wert diesen hohen Level nicht mehr erreicht. Der Euro-Dollar Basis Swap wird vom gesamten Finanzsystem sehr genau beobachtet, er ist der vielleicht wichtigste Indikator dafür, wie es um die Banken wirklich steht. Bei 1,6% ging am Mittwoch schließlich der Alarm los, die Notenbanken intervenierten, um den Crash zu verhindern.

Bank Run auf die Berliner Sparkasse 1931 - werden wir so etwas schon bald wieder erleben? (Foto: Wikipedia)

Der Anstieg ist eine Folge der radikalen Kapitalflucht aus Europa und dem Problem der Banken, sich zu refinanzieren. Die EZB gab am Freitag bekannt, dass die Banken von ihr am Donnerstag 8 Milliarden Euro für ihre kurzfristige Liquidität geliehen haben – so viel wie seit März nicht mehr an einem Tag.

Und auch nach der Dollar-Schwemme wurde die Lage nicht wesentlich besser. Auch wenn der Euro-Dollar Basis Swap auf 1,25% zurückging, blieb beispielsweise der Euribor-OIS bei 0,99% auf einem für diesen Indikator viel zu hohen Wert.

Diese Entwicklung zeigt, dass die Banken austrocknen. Es gibt im Grunde keinen funktionierenden Interbankenmarkt mehr. Alles Geld, welches die Banken für ihre riskanten Profit-Treiber brauchen, kommt von der EZB.

Bei den Investoren herrscht deshalb extreme Nervosität. Richard Batty von Standard Life Investments sagte der FT: „Wir sind sehr nahe an einem Bank Run auf viele Banken in Europa.“

Auch wenn das frische Geld für kurzfristige Erleichterung bei den Banken sorgt – die meisten Beobachter rechnen damit, dass auch langfristige Investments bald unter noch mehr Druck kommen werden. Marc Ostwald von Monument Securities meint, wir hätten es nicht mehr bloß mit einer Liquiditätskrise, sondern mit einer Solvenz-Krise zu tun. Das Vertrauen der Banken untereinander sei komplett zerstört. Man könne nicht absehen, wann sich diese Situation wieder normalisieren werde.

Quelle: Deutsche Mittelstands Nachrichten

Nicht das Vertrauen der Banken untereinander ist zerstört, sondern das Geld-Banken-Polit-System ist zerrüttet. Menschen entscheiden sich. Sie sind nicht mehr zu überzeugen für einen Aberglauben, der ihnen Wohlstand gegen Schulden verspricht und dabei von Staatsschulden (Defiziten) redet. Dieses System neigt sich dem Ende zu — nicht aber der Wohlstand, welcher bisher nur ein Versprechen war.

Nun wollen manche dies nutzen, um Menschen darauf vorzubereiten, dass sie arm sein werden. Arm sind aber nur die, welche Geld haben. Und genau das war doch bisher allerhöchstes zu erstrebendes Ziel sowie unantastbare Priorität.

So ent-täuschend es sein mag: die Wahrheit ist, Geld ist nichts wert, Geld ist ein Versprechen, es hat keinerlei realen Wert. Mittels Geld kann man Werte vernichten, sie in unerreichbare Ferne rücken und ihre Wiedererlangung von Zinsen u.ä. abhängig machen.

Somit haben wir es keineswegs mit einer Geld-, Finanz- oder Wirtschaftskrise zu tun, sondern mit einer Bewusstseinskrise, eher jedoch einem Bewusstseinssprung. Es wird sich natürlich so schnell überhaupt nichts “normalisieren”, wenn eine Illusion zusammenbricht. Die kann man auch nicht wieder aufbauen. Sie ist gegangen. Fort. Erledigt. Verschwunden. Neues tritt an diese Stelle. Der Begriff “Geld aus der Tasche ziehen” kommt nicht von ungefähr.

Was wir beginnen zu erleben – und hoffentlich auch zu begreifen – ist, dass es keine Herren, keine Herrschaft und auch keine Sklaven (Schuldner) gibt. Ein (be-)trügerisches System fliegt auf, dermaßen offensichtlich und auch dermaßen hart sowie unausweichlich, dass seine Deutlichkeit großen Respekt abverlangt. Hier gibt es keine Bedingungen, hier gibt es nur Einsicht. Fundamental. Einmal ganz anders als sonst, ist diesmal jede “Beschwörung” vollkommen sinn- und auch wirkungslos. Denn es geht nicht um Rettung von Geld, Banken, Wirtschaft oder Wachstum.

Wenn es um Rettung geht, dann vor einem immens großen Irrtum. Dieser Irrtum lautet: Ökonomie ist alles. Nicht Geld regiert die Welt, sondern die Welt befreit sich gerade von einer sehr großen, schier unerträglichen Logik. “Leider” muss sich das in diesem Ausmaße offenbaren, da einige Wenige nie Gehör fanden und die Masse sehr manipulierbar ist. Sie überschaut(e) nicht mehr, was eigentlich vorging, war geblendet von materiellen Gütern, während sie ihre geistige Entwicklung außen vor ließ.


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