Verfasst von: Dr. Who | 12.9.14

956 | Amerika vs. China

STIMME RUSSLANDS China und die USA wollen zwar ihre Konfrontation mildern, aber nicht grundsätzlich einlenken, weil die Widersprüche zu groß sind. Zu diesem Schluss kommt ein russischer Fernost-Experte mit Blick auf den Peking-Besuch von Barack Obamas Sicherheitsberaterin. Chinesische Analysten warnen die US-Regierung vor Versuchen, China als Sündenbock zu benutzen.

„Chinas Politik ist sehr flexibel“

Im Vorfeld des für November geplanten China-Besuchs von US-Präsident Barack Obama hat dessen Sicherheitsberaterin Susan Rice in Peking verhandelt. Sie betonte: „Die schwersten globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts können nicht effizient überwunden werden, falls die USA und China nicht zusammenarbeiten.“

Die russische „Nesawissimaja Gaseta“ zitierte am Donnerstag Alexander Larin vom russischen Fernost-Institut mit den Worten, das amerikanisch-chinesische Verhältnis befinde sich derzeit in einer Konfrontationsphase, und zwar wegen der US-Eindämmungspolitik gegen Peking. Dies könne Spannungen in Südostasien verursachen. China beanspruche einen großen Teil des Südchinesischen Meeres mit den dort vermuteten Öl- und Gasvorkommen. Die US-Regierung intensiviere im Gegenzug die Kontakte mit ihren Verbündeten in Ostasien, Amerika baue seine Militärpräsenz dort aus. Zwischen Washington und Peking gebe es auch Differenzen zur Ukraine-Krise: China halte an seiner „wohlwollenden Neutralität“ gegenüber Russland fest und wolle Amerikas Position nicht unterstützen, so Larin.

Der russische Experte sagte weiter: „China und die USA versuchen, ihre Beziehungen zu regeln, ohne dabei nachzugeben. Das Volumen ihres gegenseitigen Handels ist riesig. Die Notwendigkeit, die wirtschaftlichen Beziehungen zu intensivieren, bewegt sie zur weiteren Kooperation. Die beiden Länder kooperieren auch militärisch – wenn auch in einem sehr geringen Umfang – und sind an einem Widerstand gegen die ‚Islamischen Staat‘ interessiert.“

Laut Larin wird es den USA und China kaum gelingen, eine umfassende Verständigung zu erzielen. Die Widersprüche seien zu krass. Keiner der beiden wolle einlenken, den es gehe um fundamentale Interessen, um den Einfluss in Asien sowie um einen Bewegungsraum für politische Manöver und wirtschaftliche Projekte im asiatischen Raum.

„Chinas Politik ist aber sehr flexibel. Das Land spricht sich nicht gegen die US-Präsenz in Asien aus und schlägt neutral-positive Töne in Bezug auf die Transpazifische Partnerschaft und eine neue Seidenstraße an, indem die Möglichkeit einer begrenzten Kooperation angedeutet wird. Obamas China-Besuch wird wahrscheinlich auf einige Vereinbarungen hinauslaufen. Sie werden allerdings nicht grundsätzlich sein, sondern bloß in der Lage, die bestehende Konfrontation zu mildern“, sagte Larin dem russischen Blatt.

„US-Führung folgt ihrer schlechten Tradition“

Die chinesische Agentur Xinhua stellte in einem Kommentar fest, die frühere amerikanische UN-Botschafterin Susan Rice habe einst Chinas Haltung zum Syrien-Konflikt scharf kritisiert. Mittlerweile beginne die US-Diplomatin aber zu begreifen, wie wichtig „normale und konstruktive Beziehungen“ zwischen Washington und Peking seien. Offenbar wolle die US-Regierung angesichts der komplizierten internationalen Lage ihre „Koordination und Kooperation“ mit China intensivieren.

„Es gibt aber Momente, wo Washington auf seine eigenen Verpflichtungen verzichtet und sich für Provokationen entscheidet, weil die USA Chinas zunehmenden wirtschaftlichen und regionalen Einfluss befürchten. Ein Beleg dafür sind häufige US-Spionageflüge im chinesischen Luftraum“, kommentierte Xinhua.

„Es ist Besorgnis erregend, dass die US-Führung ihrer schlechten Tradition folgt, China als Sündenbock für ihre eigene missratene Innen- und Außenpolitik zu benutzen. In einem Interview mit der ‚New York Times‘ bezeichnete Präsident Obama China als ‚Schwarzfahrer‘, der seit 30 Jahren wirtschaftliche Profite aus dem Irak ziehe und keine zusätzlichen internationalen Verpflichtungen übernehmen wolle. Obama braucht also eine Erklärung für die misslungene US-Politik im Irak und weigert sich, die unbequeme Wahrheit zu akzeptieren. Stattdessen versucht er, China ins Visier der Öffentlichkeit rücken zu lassen. Dadurch führt Obama seinen Staat ins Nirgendwo und schadet schwer den langjährigen Bemühungen der USA, ihre Beziehungen mit China zu verbessern“, hieß es im Xinhua-Kommentar.

Quelle: http://german.ruvr.ru/2014_09_11/Amerika-vs-China-Obama-fuhrt-seinen-Staat-ins-Nirgendwo-9274/


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