Verfasst von: Dr. Who | 10.7.08

23 | Inspiration und Energie

Klinsmann will Spieler stimulieren und inspirieren
Von Gerd Münster, dpa am 6. Juli 2008 14:10 Uhr

München (dpa) – Im Auditorium helfen fünf Dolmetscher bei Verständigungsproblemen, im Café sorgt Sternekoch Alfons Schuhbeck für das leibliche Wohl, und in der Bibliothek bieten deutsche Klassiker von Goethe bis Hesse geistige Nahrung:

In seiner noblen Wohlfühl-Oase will Jürgen Klinsmann den FC Bayern München wieder an die Spitze des europäischen Fußballs führen.

Mit dem ultramodernen Leistungszentrum hat der Trainer des Rekordmeisters neue Maßstäbe gesetzt, aber auch auf dem Platz will Klinsmann den Ton angeben.

„Wir werden ein System und eine Spielweise aufbauen, die agierend und dominierend ist“, sagte der ehemalige Bundestrainer, „wie der Gegner spielt, das ist sekundär.“

Mit zweiten Rängen will sich der Münchner Renommierclub nicht mehr begnügen. Im Vorjahr waren die Bayern mit Rekord-Investitionen von fast 80 Millionen Euro in neue Dimensionen vorgestoßen.

Diesmal wurde auf Betreiben des neuen Chefcoaches die Infrastruktur komplett verändert. „Das hier sieht man nirgendwo in Europa“, stellte Mark van Bommel begeistert fest.

Auch die Münchner Zeitungen gerieten ins Schwärmen. „Klinsis Allerheiligstes“, schrieb die „tz“. „Bayern spielt mit Buddha“, titelte die „Abendzeitung“ in Anspielung auf die Buddha-Figuren, denen man in dem 2000 Quadratmeter großen Trainings- und Bildungszentrum nicht entgehen kann.

„Die Buddhas geben uns einen gewissen Energiefluss“, meinte Klinsmann, dem es in seinem Luxusreich um mehr als nur Fußball geht.

Das Spiel werde im Kopf entschieden, behauptet der 43-jährige Schwabe und legt daher großen Wert auf die Kommunikation mit den Spielern und deren Fortbildung.

„Sie warten doch darauf, stimuliert und inspiriert zu werden“, glaubt Klinsmann, „wir werden sie mit vielen Themen und Ideen beschäftigen. Ich erwarte einen ständigen Austausch.“ Leerlauf in seinem Acht-Stunden-Tag wird es keinen geben. „Wir werden alles anbieten. Wenn einer gerne Yoga machen will, dann werden wir ihm einen Lehrer stellen“, berichtete er.

Das Projekt ist Ergebnis von Klinsmanns Erfahrungen aus Übersee und Europa. „Man kann von jedem Menschen lernen“, betonte er. In Brasilien hat er bei Nationalcoach Carlos Alberto Pereira zugeschaut, in den USA in der Basketball-Profiliga NBA Eindrücke gesammelt: „Dort habe ich viele Ideen für das Leistungszentrum aufgeschnappt.“

Er selbst geht in seinem Reich mit gutem Beispiel voran und hat sich für einen Sprachkurs in Spanisch und Portugiesisch angemeldet.

Das Projekt werde sehr viel Energie freisetzen, hat Klinsmann in der Vorwoche gesagt in der Hoffnung, dass sich die Bayern-Profis in der „perfekten Oase“ (Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge) wie gewünscht entwickeln.

„Ich will jedem Spieler helfen, die nächste Stufe seiner Karriere zu erreichen“, meinte der Weltmeister von 1990. Das erste Fazit nach einer Woche Dienst beim Rekordmeister fiel positiv aus. „Die Spieler waren mit viel Begeisterung und Einsatz bei der Sache. Es baut sich Harmonie auf“, sagte Klinsmann.


Kategorien